Interkulturelle Kompetenz ist etwas Wichtiges, darüber sind sich Linien Führungskräfte wie Personaler einig. Unsicherheit bis Ratlosigkeit herrscht hingegen bei der Frage, wie man diese Kompetenz erfassen kann, wenn es keine Gelegenheit gibt, das Verhalten der betreffenden Person in einer „interkulturellen Echt Situation“ zu beobachten.
In meiner Arbeit als Eignungsdiagnostiker war es für mich spannend und bereichernd, über den Verlauf der letzten zwanzig Jahre – in enger Zusammenarbeit mit zahlreichen Unternehmen – immer mehr Möglichkeiten zu erschließen, interkulturelle Kompetenz messbar zu machen. Diese Möglichkeiten gehen weit über das Erfragen bisheriger Erfahrungen mit anderen Kulturen oder das Abfragen von Wissen über bestimmte Kulturen hinaus. Sie reichen von Fallstudien im Interview, mit denen sich die Person auseinanderzusetzen hat, über situative Fragen („was tun Sie, wenn…?“) und Verhaltenssimulationen im Interview, Rollenspiele sowie eine Reihe weiterer Assessment-Center Verfahren bis zu einem Online-Test. Beim zuletzt genannten Test wird der Bearbeiter mit konkreten Beispielen interkultureller Dilemmata konfrontiert und kann durch seine Reaktionen zeigen, wie gut er sich in die betreffenden Situationen und handelnden Personen hineinzuversetzen vermag und wie flexibel und umsichtig er in solchen Situationen reagiert. Mit diesem Strauß von Verfahren gelingt es weitaus besser als zu den Frühzeiten der Globalisierung, dem Phänomen der interkulturellen Kompetenz auf die Spur zu kommen.