Manager können aus den verschiedensten Gründen in einer Position scheitern. Selten liegen sie außerhalb der Person – keine Unterstützung durch die Unternehmensleitung, Wegbrechen des eigenen Netzwerks, politische oder Marktveränderungen… Viel häufiger sind sie in der Person des Managers zu finden: Er oder sie hat nötige Kompetenzen nicht ausreichend zur Verfügung oder der persönliche Stil und die besonderen Kompetenzen passen nicht zur Unternehmenskultur. Dieser Blick auf die „guten“ Kompetenzen oder Eigenschaften, wie z.B. Kommunikationsfähigkeit, analytische Fähigkeiten, unternehmerisches Denken etc., prägen üblicherweise ein Executive Assessment: Werden die relevanten Kompetenzen als gut ausgeprägt eingeschätzt, so ist dies eine verlässliche Prognose für künftigen Erfolg und der Manager erhält in der Regel ein Angebot.
Eine andere Perspektive ist diejenige auf „Executive Derailers“ : Jene Eigenschaften und Verhaltensweisen, die häufig mit Misserfolg einhergehen und daher zum einen die Karriere des Managers gefährden, zum anderen für Unternehmen teuer bis fatal werden können. Verschiedene Forscher haben sich mit diesen Risikofaktoren beschäftigt. Die Autoren Dotlich und Cairo beschreiben z.B. 11 solcher Faktoren:
- Arroganz
- Hang zur Dramatik
- Sprunghaftigkeit
- Übertriebene Vorsicht
- Habituelles Misstrauen
- Distanziertheit
- Leichtsinn
- Exzentrik
- Passiver Widerstand
- Perfektionismus
- Übermäßiges Bestreben zu gefallen
Nicht jeder dieser Risikofaktoren beschreibt etwas qualitativ Neues, das wir nicht schon immer im Rahmen von Assessments diagnostiziert hätten: So sind übertriebene Vorsicht und Leichtsinn die beiden unangemessenen Extreme der positiv formulierten Kompetenz „Kalkulierte Risikobereitschaft“, auf die wir von jeher achten. Auch Arroganz und Distanziertheit sind Implikationen von mangelnder sozialer Kompetenz, die stets besonders intensiv analysiert wird. Interessant am Fokus auf die „Derailer“ aber ist, dass sie als Stärken missverstanden werden können (Perfektionismus z.B. ist für den Wissenschaftler eine sicher positive Eigenschaft; beim Top-Manager aber wird sie zum Risiko) und dass das massierte Auftreten dieser schädlichen Verhaltensweisen ein sicherer Prädiktor für Misserfolg ist – ein Unternehmen also gut daran tut, Manager mit solchem Risikopotential aus dem Unternehmen herauszuhalten, auch wenn andere positive Kompetenzen für die Person sprechen mögen. Im Executive Assessment sollte also unbedingt auch auf diese Faktoren geachtet werden, und in Auswahlsituationen muss gelten: im Zweifel gegen den Kandidaten.